Wer nach Athen kommt, sollte das Goulandri Museum für kykladische Kunst nicht versäumen. Es geht, wie die meisten griechischen Kulturinstitutionen, auf eine private Stiftung zurück, in diesem Fall von Nicholas und Dolly Goulandri, Mitglieder einer weitverzweigten Reederfamilie von der Kykladeninsel Andros. Sie kauften ihre Sammlung auf dem internationalen Kunstmarkt zusammen, auf dem sich Raubgräber und Museumsdirektoren ein Stelldichein gaben. Ihr Ziel war, den Griechen jedenfalls einen Teil dieses eindrucksvollen Erbes zugänglich zu machen.
Falls ihr mehr davon wissen wollt: das FAZ-Feuilleton (07.06.2014) veröffentlichte einen lesenswerten Artikel von Julia Voss, Athen: „Jetzt ist der Raubzug endlich vorbei“.
In dieser Woche war ich mit meiner Freundin, der Künstlerin Astrid Kokka, mal wieder dort. Anlass war eine Ausstellung von Werken des italienischen arte-povera-Künstlers Mario Merz (1923-2005). Denn neben der Dauerausstellung kykladischer und altgriechischer Kunst werden in einem Flügel des Gebäudes Wechselausstellungen mit Vertretern der Moderne gezeigt.
Die Statuette, die ich für euch fotografiert habe, stammt von einem Künstler, dessen Name nicht auf uns gekommen ist. Er lebte zwischen 2800 und 2300 vor unserer Zeitrechung.
Viele moderne Künstler ließen sich durch die kykladischen Idole anregen: Hans Arp (1886-1966) und Constantin Brancusi (1876-1957) reisten ihretwegen nach Griechenland, und in Gemälden von Pablo Picasso (1881-1973) tauchten langhälsige Abarten auf („Große Badende“ u.a.).
Auf dem Weg von der kykladischen Abteilung zur Mario Merz-Ausstellung verirrten wir uns – und landeten in Räumen, die von oben bis unten mit farbigen Portraits gepflastert waren. Kinder und Jugendliche hatten sie, angeregt durch die weißen Skulpturen, geschaffen. Und so fiel mir ein: Ja, auch damals, vor nunmehr ca 5000 Jahren, bemalten die Menschen ihre „Puppen“
Fasziniert fotografierte ich einige der hunderte von Kinderzeichnungen. In der Kunstwelt bewundert man heute freilich lieber die schlichte Grundform aus weißem Marmor, der auf den benachbarten Inseln abgebaut wurde.
Und ja, auch Mario Merz malte Portraits, nicht ganz unähnlich denen der Kinder. Auf die Portraits klebte er je ein Schneckenhaus, dessen Spiralform ihn lebenslang beschäftigte.
Vielen Dank, liebe Gerda für diese Anregung für meinen nächsten Athenbesuch! Wie schön, von Dir am beschaulichsten Tag der Woche Kunst vermittelt zu bekommen in Anlehnung an das „Wort zum Sonntag“ der Religionsvermittler, mit dem ich meist weit weniger anzufangen weiß als mit deiner erbaulichen „griechischen Kunst zum Sonntag“! Herzlichen Dank und liebe Grüße! Auch dir, die du den Sonntag Deiner Blogbesucher so schön bereicherst, einen schönen Sonntag! – wünscht Dir Heidi
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Ganz herzlichen Dank, Heidi! Das Kykladenmuseum ist ein MUSS, schau es dir unbedingt an. Wann bist du denn mal wieder in Athen?
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Ich erinnere mich lebhaft an die wunderbaren archaischen Skulpturen im damals neu eröffneten Kykladenmuseum, in das Du mich geführt hast, liebe Gerda. Welch magische Kraft strahlt so eine Maske aus in ihrer elementaren Schlichtheit, wie Du sie hier fotografiert hast!
Die Kinderzeichnungen (es lag wohl eine Schablone der Kopfform vor?) gefallen mir sehr, ich muß sagen, eigentlich besser, als die Maske von Mario Merz, von dem ich allerdings auch sehr eindrucksvolle Werke sah.
Eine gute Idee, diese Sonntagsführung in die Museen Athens! Danke. H.
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Liebe Erinnerungen! Danke, dass du sie mir herbeirufst, Hella!
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Schön der steinerne Kopf, minimalistisch-edel, das mag ich sehr gerne. Und die Kinderzeichnungen sind auch großartig, so viele verschieden Ideen, so viel Kreativität.
Deine Sonntagsreihe halte ich für eine sehr gute Idee.
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danke Myriade, für deinen Zuspruch. Ich habe vor, auch weitere Neuerungen in meinem Blog vorzunehmen, um für größere Vielfalt zu sorgen.
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Fein, bin schon gespannt !
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Mir fallen gerade ein paar Postkarten aus dem Lenbachhaus München in die Hände:
Köpfe von Jawlensky, er nennt diese Bilder „Meditationen“; sie müssen unter dem Eindruck der Kykladenkunst entstanden sein, voll gelungenen Adaptionen, wie ich finde, archaisch und beseelt.H.
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das ist eine tolle Assoziation, Hella! An Jawlensky hatte ich gar nicht gedacht, aber es stimmt!
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Toll, liebe Gerda, ich bin begeistert, sowohl von der Statuette in ihrer Schlichtheit und den ach so freudevoll bemalten Kinderzeichnungen. Was steckt da für eine Kreativität!
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Freu!
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