November. Auch hier ist er nun angekommen, trübe, grau und nass. Es ist eine Zeit des Vergehens. Ich nenne es Ent-Werden. Denn es löst sich auf, was sich im Laufe des Jahres als Struktur gebildet hat. Diese Strukturen müssen nun vergehen, um einem neuen Werden Platz zu machen.
Das Gewordene entwerdet sich.
In früheren Zeiten meinte man, das Leben entstehe spontan aus dem Schlamm. Mutter Erde mit ihren Grotten – das war ihr Uterus. Auch heute wird die Entstehung des Menschen nicht viel anders, nur eben maskuliner erklärt: Gott erschuf Adam aus Schlamm und blies ihm seinen Atem ein. Oder aus Erde, gelegentlich auch aus Staub, in den wir zurückkehren werden.
Mit dem Werden sind wir vertraut, und es freut uns. Die Schönheit der vergehenden Formen zeigt sich nicht auf den ersten Blick. Man muss schon näher herantreten. Da sieht man dann, dass sich im Prozess des Ent-Werdens bereits der Keim des neuen Werdens bilden möchte.
Einige Teile haben sich vom Corpus abgelöst und schwimmen im fruchtbaren Schlamm davon. Wenn man will, kann man darin die Vorformen neuer Lebewesen erkennen – wie es die Alten taten.
Was für ein schöner Begriff: Entwerden. Das trifft es sehr schön, werd ich mir merken. Und großartige Bilder.
Einen schönen Herbstabend wünscht der Kai
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Gefällt mir sehr und trifft auch meine aktuelle Stimmungslage… Entwerden… und zu etwas neuem werden.
Liebe Grüße,
Frank
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Was für ein treffender und kreativer Begriff – er lässt mich im unwirtlichen November bereits das berühmte Licht am Horizont erahnen! Danke Gerda!
Καλό Μήνα
Heike
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Heute bekam ich einen schönen Brief von meinem Bruder, aus München. Er war gewandert, „nach Grünwald und zurück, entlang dem Isar-Hochufer, das mit Buchen (in der Hauptsache) Ahorn, Hainbuchen und Eichen bis hinunter zum Fluss bewachsen ist“. „Naturbeobachtung: die Stelle, wo die Blätter abfallen ist zwar so etwas wie eine Narbe, aber letztlich schon wieder die Vorstufe zu etwas Vitalem, denn diese Narben sind grün. Es ist die Kambiumschicht, die da eine Weile freiliegt, bis hier ein Rindenwall gebildet ist. Anders als in all den wehmütigen Herbstgedichten ist auch zu verzeichnen, dass die neuen Knospen schon voll gebildet anstehen. Bei der Hainbuche fielen mir außer Blattknospen, teils identisch mit Triebknospen. die Blütenanlagen auf, die schon deutlich die Gestalt späterer Fruchtstände erkennen lassen. In der pflanzlichen Natur gibt es eben keinen Tod, und das was am Boden schon verwest, ist künftiger fruchtbarer Erdboden.“ Das hat mir sehr gefallen.
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„Entwerden“ hat was!!!
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Wunderschön geschrieben, ich hab diese Zeit liebgewonnen seit ich um die Essenz weiß und wie sich alles im inneren sammelt fürs nächste Jahr. Und gern würd ich manchmal meinen Rückzug ein bisschen bärig (Winterschlaf) gestalten. Das Bild ist ja auch sowas ganz anders..ein bleibendes? Herzliche Grüße
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herzlichen Dank für die guten Worte, madameflamusse!
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🙂 sehr gern…und steigst Du jetzt um auf bleibende Bilder? Ich kann leider nicht mehr alles so genau verfolgen, vielelicht hab ich was verpasst?
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Das ist noch nicht ausgemacht, madameflamuse. Die „bleibenden“, die ich zuletzt zeigte, sind älteren Datums. Momentan habe ich keine Inspiration durch die politischen Ereignisse, sie deprimieren mich nur. Daher rekapituliere ich, was ich in den letzten Jahren gemacht habe und was mir noch wichtig ist – vielleicht ergibt sich dabei ein neuer Ansatz. 🙂
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vielleicht hat diese zeit ja auch etwas ent-werdendes, um darauf neu aufbauen zu können
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Hat dies auf GERDA KAZAKOU rebloggt und kommentierte:
Zur Begrüßung des November möchte ich diesen Beitrag, den ich vor zwei Jahren hier einstellte, noch einmal zeigen. Einige von euch haben ihn damals gesehen, andere nicht. Er passt immer noch.
SeI MIR GEGRÜSST, NOVEMBER!
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Jenseits von werden, ent-werden und vergehen sind es einfach auch schöne Strukturen
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Danke, Myriade. ich habe hier Naturmaterialien verwendet, die ich mit Akryllpigmenten teilweise übermalt habe.
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Mir gefallen die faserigen Strukturen sehr gut
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