Nein, ich bin nicht zufrieden mit mir. Da hat mich eine Freundin gebeten, doch bitte schön ein KONSTRUKTIVES Bild zur neuen Regierung zu legen, und ich habe mich auch redlich bemüht. Habe sogar ikonografische Hilfe gesucht bei den Wandgemälden, die im Rathaus von Siena zu bewundern sind. Ich besitze ein schön bebildertes Buch davon. Es heißt: Utopia e realità del buon governo di Ambrogio Lorenzetti*. Utopie und Realität der guten Regierung also – die schlechte Regierung gibt’s auch, aber die interessiert uns hier nicht.
Die Gute Regierung wurde im Mittelalter gemalt (14. Jahrhundert). Entsprechend sind auch die Motive: ein weiser Herrscher, die adelige Gesellschaft tafelt oder vergnügt sich mit Reigentanz und Jagd, wohlgenährte Händler und Magistrati wandeln durch die Straßen, fleißige Maurer bauen und zufriedene Bauern säen, pflügen, ernten, dreschen, treiben Vieh (darunter ein bemerkenswertes schwarzes Schwein), Hirtinnen hüten Schafe. Die Stadt ist gut befestigt, aber die Zugbrücke runtergelassen, denn es herrscht Frieden.
Bäuerliche Idyllen, Dörfer, Kleinstädtchen hab ich schonmassig gelegt.
Abe r kann ich eine Ständegesellschaft legen? Nein, es passt nicht. Also versuche ich mich noch mal am Heiligen Georg, der den Drachen tötet und die Jungfrau befreit. Das ist eine Allegorie, die immer stimmt.
Hier aber stutze ich. Von welchem Drachen ist denn wohl die Rede? Von der Troika, die jetzt Quadriga heißt? Aber mit der hat unser Regierungschef doch grad einen Vertrag abgeschlossen! Die Höhe der Tributzahlungen ist fest vereinbart. Einige Jünglinge und Jungfrauen sind auch anzuliefern, damit der Minotaurus satt wird.
Pardon, das war lange vor unserer Zeit und sogar lange vor dem Mittelalter.
Meiner Rede trauriger Sinn: mir ist nix Konstruktives eingefallen. Stattdessen legte ich einen etwas aufgeblasenen Reiter, der sich in früheren Kämpfen eine blutige Stirnwunde geholt hat. Er wollte mit dem Kopf durch die Wand.
Vor ihm hängt ein abgeschnittener Kopf, den eine höhere Gewalt baumeln lässt. So wird es dir ergehen, wenn du nicht …. Der Ritter zielt auf den Kopf, anstatt auf die Gewalt, die ihn baumeln lässt. Wahrscheinlich gehört er einem Politiker der Opposition, der zuvor sein Glück versucht hatte. Übrigens: Diese „höhere Gewalt“ ist ein bemerkenswert wackliges Gebilde! Wer weiß, ob ein tüchtiger Stoß nicht genügen würde und sie läge am Boden? Ach, dummes Zeug!
Ritter und Pferd schleppen riesige Bleikugeln an ihren Füßen, wagen aber dennoch einen tüchtigen Galopp. Zwei Typen hängen sich an – sie sind immer da, wenn irgendwo eine Bewegung entsteht. Auf in den Kampf, Genossen!
*Maria Luisa Meoni,Edizioni IFI – Firenze 2001
Liebe Gerda,
ich lese dss mal als sehr gelungene Satire – und die Bilder sind herrlich, vor allem, wie sich zum Schluss hin alles entwickelt, wobei ich mich diesem Don Quichote / Sancho Pansa Gedankens nicht ganz erwehren konnte. Aber jeder assoziiert ja, wie er kann…
Am Ende gibt es die Gute Regierung einfach nicht. Ich glaube, das ist der Macht werkimmament, und auch Syriza und Tsipras, denen ich nun wirklich nur Gutes unterstelle, haben das in den ersten 7 Monsten bemerken müssen – in ihrem Falle paradoxerweise so, dass die bemerken mussten, dass die Macht grade nicht in ihren Händen lag.
Ich bin dennoch froh, dass es jetzt wieder so gekommen ist. Mit der ND hätte ich überhaupt keine Hoffnung mehr für das griechische Volk, womit ich die normalen Menschen meine und nicht diese verkrusteten und korrupten Familienclans. Zumindest diese Macht sollte sich Syriza navh dieser Wahl beeusst sein: dass sie in der griechischen Gesellschaft oben und unten etwss ändern können
Liebe Grüsse und danke für diesen schönen Post. Ich finde, Du kannst damit ganz zufrieden sein …
Kai
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danke für deinen KONSTRUKTIVEN Beitrag, Kai!
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